Antonius wurde 251 oder 252 in dem kleinen Dorfe Kome bei Heraklea in Ägypten geboren. Seine Eltern waren schon Christen und sollen recht wohlhabend gewesen sein. Nach ihrem Tode verschenkte der junge Antonius die gesamte Habe und zog sich in die Wüste zurück, wo er bis zum Jahre 305 ein einsames Leben in Gebet und Meditation führte. Da er als Wundertäter galt, zogen viele Christen zu ihm und er gründete eine Art Mönchsgemeinde. Im hohen Alter von 105 Jahren soll er 356 gestorben und an verborgenem Platz beigesetzt worden sein. 561 entdeckte man das Grab des „Vaters der Mönche“ und führte seine Gebeine nach Alexandrien. Als Ägypten 635 von den Sarazenen erobert wurde, gelangten die Reliquien des H. Antonius nach Konstantinopel und im 11. Jahrhundert nach Südfrankreich in die Kirche von St. Didier de la Mothe in der Diözese Vienne. Nun wurde zwischen 1088 und 1090 dieser Landstrich von einer Seuche bedroht, die Mensch und Tier befiel, und als „heiliges“ oder „höllisches“ Feuer eine Art von Rotlauf gewesen sein muss. Diese Seuche befiel auch den jungen Girond Guérin, den Sohn eines reichen Ritters aus der Dauphiné. Der Vater pilgerte daraufhin nach St. Didier und gelobt die Stiftung eines Hospitals und einer Kapelle, wenn sein Sohn wieder gesund werden würde. Er hielt später sein Versprechen und gründete mit Genehmigung des Papstes Urban II einen Verein zur Hospitalpflege, der um 1300 offiziell zum Orden der Antoniter erhoben wurde. Bereits 1298 wurde ein Ordenshaus in Köln gegründet, die Gemeinschaft verbreitete sich schnell durch ganz Westeuropa. Der Heilige Antonius war allgemein damit als Schutzheiliger insbesondere bei den Seuchen unter den Menschen und dem Vieh anerkannt.
Als nach dem Jahre 1348 die Pest, „das große Sterben“, weite Teile Europas entvölkerte, gründete man auch zu Münster im Jahre 1350 ein Hospital mit Antoniuskapelle am Stadtwall nahe dem Mauritztor. Die Gründung kam vom Kapitel des Kollegiatsstiftes St. Mauritz her und wurde wirtschaftlich ausreichend ausgestattet. Wohl schon in der Gründungszeit entstand an der münsterschen Antoniuskapelle die noch heute bestehende St. Antonius-Erzbruderschaft, die wohl als der früheste Kulminationspunkt der Antoniusverehrung im Münsterland angesehen werden kann. Ihr Titel als Erz-Bruderschaft bestätigt ihre Sonderstellung, war sie doch berechtigt, in den Kirchspielen des Bistums neue Bruderschaften zu gründen.
Im Münsterland selbst entwickelte sich im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit eine lebhafte Antoniusverehrung. Zahlreiche Kirchen und Kapellen wurden dem Patrozinium des Mönchsvaters unterstellt, in vielen Kirchen taucht sein Bild mit den typischen Attributen auf. In unserer engeren Heimat ist die starke Hinwendung zum H. Antonius in Billerbeck, Bösensell, Gescher/Tungerloh-Kapellen, in Darfeld, Havixbeck, Klein-Reken und Lavesum nachweisbar. Ungezählt sind die vielen ihm gewidmeten Stationen und Andachtsbilder, die Kirchenaltäre, Vikarien und Festtage. Antoniusbruderschaften entstanden in Ahlen, Coesfeld, Werne, Horstmar, Warendorf, Borken, Bocholt, Anholt und Münster.
Die fromme Hinwendung zu diesem Schutzpatron wurde im Münsterland außer durch die schlimmen Pestzeiten noch bestärkt durch die Rolle, die man Antonius als Beschützer des Viehs und insbesondere der Schweine zuwies, die im Münsterland von jeher besonders reichlich gezüchtet und gepflegt wurden. Ganz allgemein trägt der Heilige daher auch im Volksmund den Namen „Swiene Tüens“, das Schweinchen ist wie selbstverständlich auch eines seiner Attribute.
Den ersten Hinweis auf eine geregelte Antoniusverehrung finden wir Jahre 1513. Am 29. Mai dieses Jahres kam es nämlich zur Stiftung einer neuen Vikarie an St. Martin. Die Dechantin des Stiftes, Geske Wulfs, die beiden Vikare Heinrich und Ernst Stevermann, Bölling und das Erbe Loyring trugen gemeinsam das Stiftungskapital zusammen. Die neue Vikarie trug den offiziellen Titel „ad St. Mariam, Johannem Evang. Et Antonium Abbam“, wurde im Volksmund aber allgemein als Antoniusvikarie bezeichnet. Die Familie Schulte Stevermann (heute Schulze Westerath) stiftete auch den Altar, behielt gemeinsam mit den Kirchenprovisoren das Patronatsrecht und stellte auch im 16. Jahrhundert die vier ersten Vikare dieser neuen Pfründe. Mit Sicherheit trug der Antoniusaltar der neuen Vikarie das Bild des heiligen Mönchsvaters und wurde damit unmittelbar Bezugspunkt einer Verehrung, die natürlich in Notzeiten und unter den damaligen Voraussetzungen fast zwangsläufig entstehen musste. Übrigens existiert die Antonius-Vikarie unter ihrem Titel bis heute, wenngleich der Antoniusaltar wohl schon im vorigen Jahrhundert im Zuge einer Kirchenrenovierung verschwunden ist. Offen muss die Frage bleiben, ob die Statuten der H. Antonius, die seit unvordenklichen Zeiten von der Bruderschaft umhergetragen wird, ursprünglich vom Antoniusalter stammt, dennoch spricht manches für diese Annahme.